Von der Thiemann-Stiftung geförderte Studie in Nature Medicine veröffentlicht

Adaptive tiefe Hirnstimulation verbessert Symptome und Lebensqualität

„Diese Studie revolutioniert die Behandlung von Morbus Parkinson mit tiefer Hirnstimulation und eröffnet neue Horizonte für neurotechnologische Therapien für ein breites Spektrum neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen,“ erklärte Prof. Dr. Carina Oehrn, ehemalige Preisträgerin der Parkinson-Fellowship.

Eine wegweisende Studie, veröffentlicht in der renommierten Zeitschrift Nature Medicine, zeigt erstmals, dass adaptive tiefe Hirnstimulation (THS) der herkömmlichen THS bei der Behandlung von Morbus Parkinson im Alltag überlegen ist. Während konventionelle THS konstant elektrische Impulse mit gleicher Amplitude an das Gehirn sendet, passt die adaptive THS die Intensität der Impulse in Echtzeit an Veränderungen der Hirnaktivität an. Das bedeutet, dass die Stimulation nur dann erhöht wird, wenn es notwendig ist, und andernfalls reduziert wird, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Prof. Dr. Carina Oehrn hat zusammen mit dem Team von Prof. Dr. Philip Starr und Prof. Dr. Simon Little an der University of California, San Francisco, vier Parkinson-Patienten rekrutiert, die Elektroden in tiefen und kortikalen Regionen des Gehirns implantiert bekamen. Diese waren mit fortschrittlichen Neurostimulatoren verbunden, die die Hirnaktivität der Patienten in natürlichen Umgebungen kontinuierlich aufzeichneten und die Stimulation automatisch an neuronale Veränderungen anpassten. Die Patienten testeten adaptive und herkömmliche THS verblindet für zwei Monate im Alltag, d.h. zu Hause, am Arbeitsplatz und auf Reisen.

Die adaptive THS reduzierte motorische Symptome um 50% und verbesserte die Lebensqualität der Patienten, ohne Nebenwirkungen zu verursachen. Eine wichtige Erkenntnis war auch, dass neu identifizierte Hirnwellenmuster, insbesondere im Gamma-Frequenzbereich, zuverlässige neuronale Biomarker für Parkinson-Symptome darstellen.

Während das Team von Prof. Dr. Starr und Prof. Dr. Little nun daran arbeitet, adaptive THS-Algorithmen für motorische Symptome zu automatisieren, entwickelt das Team von Prof. Dr. Oehrn an der University of California, Davis, innovative Ansätze, um nicht-motorische Symptome mit adaptiven THS-Strategien zu behandeln. Alle drei Teams arbeiten zusammen, um adaptive THS-Kliniken in Nordkalifornien zu gründen und diese Methode als neuen Therapieansatz zu etablieren.

Hier ein Artikel vom 19. August 2024 in der New York Times über die Studie:
https://www.nytimes.com/2024/08/19/health/parkinsons-brain-pacemaker.html

Und hier ein Artikel vom 19. August 2024 im The Guardian:
https://www.theguardian.com/society/article/2024/aug/19/parkinsons-disease-deep-brain-stimulation-method-control-symptoms